Binäre Optionen (2)

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Über Binäre Optionen habe ich schon des öfteren geschrieben. In einem früheren Artikel hatte ich etwas die mathematischen Hintergründe beleuchtet. Auf der Suche nach Erfahrungsberichten über Binäre Optionen fand ich heute einen fast ein Jahr alten Artikel auf aktienboard.com , in dem das Mitglied ray_x behauptet einen Algorithmus entwickelt zu haben, mit dem sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 75%+x ein bestimmter Teil der Kursentwicklung von Aktien (und Indizes) prognostizieren lässt. Und zwar ob der Marktpreis am Ende des Tages höher oder niedriger liegt als zu Handelsbeginn.

Bei Binären Optionen muss allerdings vorhergesagt werden, ob ein bestimmter Kurs (eine Schwelle) überschritten wird. Eine Vorhersage des Steigens oder Fallens reicht nicht. Bereits im früheren Artikel hatte ich ausgeführt, dass wer mit Binären Optionen Geld verdienen will, ein besseres Vorhersagemodell benötigt als der Herausgeber der Binären Option. Dieser kann die Wahrscheinlichkeit des Überschreitens der Schwelle senken oder heben, indem er die Schwelle – im Vergleich zum aktuellen Kurs – erhöht oder senkt. Je größer das Delta Schwelle minus aktueller Kurs, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Binäre Option im Geld endet. Der Verkäufer bestimmt die Schwelle und er wird es zu seinem Vorteil tun. Dabei muss er beachten, dass er – will er langfristig Gewinn verdienen – Käufer für seine Binären Optionen nicht durch massive Verluste verschrecken darf. Er muss dem Käufer eine relativ hohe Chance einräumen mit der Option im Geld zu landen, ohne dass dieser langfristig eine positiven Erwartungswert hat.

Nehmen wir an, es gäbe tatsächlich einen Algorithmus oder ein Verfahren, mit dem der Käufer das Überschreiten (oder Unterschreiten) der Schwelle treffsicherer als der Verkäufer vorhersagen kann.

Wie muss sich ein Käufer verhalten, um dauerhaft Gewinn zu erzielen?

Treffsicherer bedeutet, dass der Erwartungswert des Käufers einer Option – wie der Hausvorteil der Spielbank beim Roulette – langfristig positiv ist. Langfristig bedeutet nicht alle Wetten gewinnen und schnell reich zu werden, sondern dauerhaften Gewinn aus sehr, sehr vielen Wetten zu erzielen.

In diesem Fall ist es unnötig, sogar schädlich, durch Verdoppeln Verluste einzelner Wetten ausgleichen zu wollen. Strategien mit progressiven Einsatz bei Verlust dienen im Roulette dem zum Scheitern verurteilten Versuch, durch eine Strategie den Bankvorteil auszugleichen. Im Extremfall muss man die Hälfte de Vermögens setzen, um die bereits verlorene Hälfte zurück zu gewinnen – und verliert.

Während beim Roulette die Bedingungen einheitlich und Wahrscheinlichkeiten immer gleich sind, sind Ursachen und Wahrscheinlichkeiten bei Kursbewegungen nicht so eindeutig bestimmt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass der Käufer ein Verfahren findet, dass dem Verfahren des Verkäufers trotz Sicherheitsaufschlägen überlegen ist. Vielleicht liegt der Vorteil nicht bei 75%+x. Bei einer Auszahlung von 71% mit 15% „Verlustgarantie“ würde schon etwas mehr als 54,5% reichen um dauerhaft einen Vorteil zu haben. Um die Transaktionskosten wett zu machen sollten es wahrscheinlich um zwischen 57% und 60% sein.

Der Prinzip hier ähnelt dem Kesselgucken im Roulette, wo sich durch zusätzliche Informationen, wie zum Beispiel der Abwurfpunkt, geschwindigkeit und -winkel der Kugel, die Wahrscheinlichkeit für einzelne Zahlen oder Bereiche des Kessels verändert.

Dank der besseren Vorhersage (Information) erringt der Käufer aber einen dauerhaften Vorteil gegenüber dem Verkäufer. Ein Ausgleich eines System-immanenten Bankvorteils ist nicht notwendig.

Der Weg zum Erfolg führt über das Gesetz der großen Zahl und damit sehr viele kleine Wetten. Dazu muss ein Teil des Vermögen auf sehr viele kleine, voneinander unabhängige Wetten verteilt werden. (Da es durchaus möglich ist, dass trotz sehr vieler unterschiedlicher Wetten alle verloren gehen, darf nur ein Teil des Geldes gleichzeitig gesetzt werden.) Am besten geht man bei kleinem Kapital nur Wetten in Höhe des Mindesteinsatzes ein, damit das Gesetz der großen Zahl besser zur Geltung kommt und sich das Verlustrisiko verteilt. Hundert Mal einen Euro zu setzten ist besser als einmal Hundert Euro zu setzen.

Ein Sicherheitspolster für Verdopplungen aufgrund langer Verlustserien ist in diesem Fall nicht nötig und es reicht relativ wenig Startkapital. Nach der Regel keine Wette über 1% des Kapitals sollte das Startkapital das 100-fache des Mindesteinsatzes betragen. Noch besser wäre keine Wette über 0,1%. Eine hohe Sicherheit wird durch sehr viele Wetten erreicht. Die bedeutet jedoch auch viel Arbeit, wenn es sich nicht automatisieren lässt.

Wichtig ist auch die Unabhängigkeit der Wetten voneinander. Wer auf einen steigenden Dollar gegenüber dem Euro wettet, sollte nicht gleichzeitig eine Dollar/Yen Wette eingehen, da diese Ereignisse selten unabhängig sind. Das Risiko beide Wetten zu verlieren ist zu groß.

Bevor ein Algorithmus mit echtem Geld getestet wird, sollte er ausgiebig in Trockenläufen getestet werden. Je nach Größe des Vorteils kommt man mit weniger Trockenläufen aus. Wenn die Wahrscheinlichkeit 75%+x ist, reichen vielleicht 1.000 Trockenläufe. Wenn sich x als -10% erweist, ist es nicht so schlimm, da der Erwartungswert immer noch positiv ist. Bei einem Algorithmus, der nur zu 60% trifft, sieht es schon anders aus. Wenn hier die Schätzung um 5% zu hoch ist, wird sich dauerhafter Verlust einstellen, oder die Sache lohnt nicht. Um eine so kleine Differenz zu den theoretisch fairen Chancen, die zwischen 54,5% (71% Auszahlung) und 56,7% (65% Auszahlung) liegen nachzuweisen sind 10.000 und mehr Trockenläufe erforderlich.

Während man Roulettestrategien aufgrund des eindeutigen Modells in wenigen Minuten in unzähligen Trockenläufen testen kann, ist es bei Aktien und Indizes deutlich schwieriger, weil es keine wirklich guten Simulationsmodelle für Aktienbewegungen gibt. Hier funktioniert nur ein Test im realen System.

Ich persönlich wäre mit einem solchen Modell sehr vorsichtig. Es kann leicht ins Auge gehen.

Genug für heute.

Gute Nacht.

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für die nützliche Zusammenstellung der wichtigsten Fakten. ich habe fast das Gefühl, dass ich noch ein wenig warten muss, bis ich mit dem Handel mit Binäre Optionen beginne, denn von deinen Ausführungen habe ich nur einen Teil verstanden.

    1. Gute Selbsterkenntnis für jemanden, der Binäre Optionen auf seiner Seite bewirbt. 😉

      Wenn ich die Homepage sehe, dann kann ich das Warten nur unterstützen. Ich würde etwa 100 Jahre Wartezeit empfehlen.

  2. Hallo Thomas,
    ich habe mir nicht nur diese Seite, sondern auch alle Pingbacks durchgelesen.
    Riesen Kompliment für diese aufwändige Recherche zu binären Optionen.
    Da hätte ich mir glatt einen Monat Sucherei nach Hintergründen zu BO ersparen können.
    Im Gegensatz zu Markus Kaiser (vorletzter Post), dessen Seiten ich natürlich auch kenne,
    habe ich alles verstanden.
    Es ist alles verständlich erklärt und darüber hinaus mit fundamentalen Recherchen belegt.

    Wenn ich die Homepage sehe, dann kann ich das Warten nur unterstützen.
    Ich würde etwa 100 Jahre Wartezeit empfehlen.

    Genau – das nenne ich auf den Punkt gebracht!

    Nochmals danke
    LG Wolf

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