Focus Online nicht besser als SPON

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Gestern hatte ich über zwei tolle Artikel zu einem angeblichen Heiratsantrag bei einem Baseball Spiel auf SPON geschrieben. Eigentlich kann die Welt auf solche Artikel und journalistische Qualität verzichten. Doch heute stellte ich fest, Focus Online ist auch nicht besser, ja sogar schlechter, den Focus Online hinkt einige Stunden hinterher.

Focus Online Missglückter Heiratsantrag
Screen Shot des Artikels bei Focus Online.

Sparen sich Focus Journalisten die Mühe zur recherchieren? Lesen sie möglicherweise nur einfach bei der Konkurrenz – zum Beispiel bei SPON – nach, worüber sie berichten sollten?

In diesem Fall veröffentlichte SPON seinen Artikel Verunglückter Heiratsantrag: Strikeout im Baseballstadion am 07.082013 um 14:20 Uhr. Um 14:48 Uhr, beim 3. Kommentar, hätte eigentlich jedem klar sein können, dass es ein PR-Gag ist.

3. Nachricht, Sinn?
PaulGaul gestern, 14:48 Uhr
Eine kurze Youtube-Suche nach „proposal rejection“ oder „proposal fails“ hätte Autor ulz vielleicht klarmachen können, dass hier nichts nachrichtenwürdiges geschehen ist??

Wer es da noch nicht begriffen hat, müsste es 24 Minuten später bei Kommentar 7 begreifen.

7. Fake
christiandubaire gestern, 15:12 Uhr
Es ist nur eine Promoaktion des Teams. Die beiden sind Angestellte des Vereins, wie der Club selbst auf seiner Website bekannt gegeben hat. http://www.milb.com/documents/9/3/0/56055930/For_Immediate_Release_Rock_Cats_Failed_Proposal_Revealed_as_Promotion_nt80zb00.pdf

Zu dem im Kommentar angegebenen Link zum Press Release gibt es auch ein Press Release mit Datum 6. August 2013.

Dies hindert Focus Online nicht, die Meldung gut acht Stunden später unter Missglückter Heiratsantrag: Möchtegern-Bräutigam vor aller Welt abgeblitzt am Mittwoch, 07.08.2013, um 22:50 Uhr zu verbreiten. Dabei hatte SPON bereits vier Stunden vorher, um 18:44 Uhr, erkannt und berichtet, dass es ein PR-Gag war (Vermeintlicher Heiratsantrag: Team outet gescheiterte Verlobung als PR-Gag).

Also doch nicht bei SPON gelesen?

Focus Online brauchte nach dem eigenen Artikel für diese Erkenntnis noch fast 16 Stunden und berichtete erst am Donnerstag, 08.08.13, um 14:11 Uhr, unter Scheinbare Peinlichkeit: Tragisches Ende eines Heiratsantrags war PR-Coup darüber. Natürlich kein Hinweis darauf, dass man Stunden vorher auf den PR-Gag reingefallen war.

Eigentlich erwarte ich diese Qualität bei BILD, aber da habe ich nichts gefunden.

Bemerkenswert, dass die weiteren Kommentatoren nicht darauf eingehen, dass es ein Fake ist und sich nur darüber Gedanken machen, wer sich wie fühlt, wie blöd ist oder ob der Antrag eine gute Idee war.

Liest überhaupt jemand noch Kommentare? Ich fürchte die meisten schreiben nur noch. Ich selbst lese nur sehr wenige Kommentare, denn bei der Masse der Kommentare fehlt mir einfach die Zeit. Damit wird kommentieren zum Monolog. Daher ist es kein Wunder, dass bei Facebook so manche Kuh in der Runde durchs WWW-Dorf getrieben wird und in steter Regelmäßigkeit bei mir auftaucht.

Genug für heute.