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Das Buch „Die Zahlentrickser: Das Märchen von den aussterbenden Deutschen und andere Statistiklügen“ von Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff hat mich zum folgenden Beitrag angeregt. Politiker verbreiten gerne Erfolgsmeldungen, besonders im Wahlkampf. Dabei muss der Erfolg nicht unbedingt ein Erfolg sein; er muss nur als Erfolg dargestellt werden. Außerdem versprechen sie Verbesserungen in der Zukunft, am besten sind natürlich Änderungen, die ohne politisches Zutun eintreten.
Nehmen wir als Beispiel die
Erwerbstätigen und Arbeitsstunden
Für die Zeit von 2000 bis 2015 habe ich folgende Zahlen für die Erwerbstätigen und Arbeitsstunden gefunden.
Jahr | Arbeits- stunden in Milliarden |
Erwerbs- tätige in Millionen |
---|---|---|
2000 | 57,9600 | 39,792 |
2001 | 57,4008 | 39,667 |
2002 | 56,7051 | 39,498 |
2003 | 55,8503 | 39,075 |
2004 | 55,9459 | 39,218 |
2005 | 55,5000 | 39,220 |
2006 | 56,4675 | 39,559 |
2007 | 57,4374 | 40,259 |
2008 | 57,9501 | 40,805 |
2009 | 56,1330 | 40,845 |
2010 | 57,0127 | 40,983 |
2011 | 57,9092 | 41,534 |
2012 | 57,8350 | 42,007 |
2013 | 57,6568 | 42,269 |
2014 | 58,3429 | 42,640 |
2015 | 58,8945 | 42,988 |
Schauen wir uns die linke Grafik 1 an, dann stellen wir fest: Viel getan hat sich nichts, die Linien sind nahezu horizontal und eher gerade. Damit lässt sich kein Staat machen.
Verschieben der Null-Linie
Durch Verschieben der Null-Linie der y-Achse werden die Ausschläge der Linien schon etwas deutlicher. Aber richtig dramatisch sieht das Ergebnis nicht aus. Dies schaffen wir, indem wir die Erwerbstätigen und die Arbeitsstunden in eigenen Diagrammen darstellen.
Getrennte Grafiken
Die jährlichen Änderungen der Arbeitsstunden sehen jetzt wesentlich dramatischer aus. Nur zeigt sich, dass es 2015 kaum mehr Arbeit gab als 2000. Es gab sogar weniger Arbeit als 1991, mit 60,261 Milliarden Arbeitsstunden. Die Zahl der jährlichen Arbeitsstunden hat den Wert von 1991 noch nicht wieder erreicht und bewegt sich seitlich in einem Korridor von 55 bis 60 Milliarden Stunden..
Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Vergleich zu den Arbeitsstunden deutlicher und kontinuierlicher Gestiegen. Die Finanzkrise 2008 hat zwar bei den Erwerbstätigen zu einem leichten Einbruch geführt, die Zahl der Arbeitsstunden war jedoch wesentlich stärker zurück gegangen.
Die Entwicklung der Arbeitsstunden lässt sich kaum als Erfolg verkaufen. Also reden wir lieber nicht über dieses Thema. Die gestiegene Zahl der Erwerbstätigen kann man aber recht gut als Erfolg verkaufen. Man muss nur vergessen, dass mehr Erwerbstätige sich die gleiche Menge Arbeit teilen. Dies kann man natürlich positiv ausdrücken: Die Arbeitsbelastung des Einzelnen ist gesunken. Damit natürlich auch der Lohn. Aber darüber muss man ja nicht reden. So kann man mit der Wahrheit lügen. Das unpassende lässt man einfach weg.
Vergleichen von Indizes
Ein realistischeres Bild zeigt sich, wenn Arbeitsstunden und Erwerbstätige mit einem Index verglichen werden. Hier nehmen wir das Jahr 2000 als 100%. Die Zahl der Erwerbstätigen steigt schneller als die Zahl der Arbeitsstunden. Bemerkenswert ist, dass der Einbruch der Arbeitsstunden zur Finanzkrise nicht zu einem gleich starken Einbruch bei den Erwerbstätigen führt.
Immer mehr Erwerbstätige müssen sich den gleichen Kuchen teilen.
Entwicklung der Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen
Hier noch zwei Grafiken zur Entwicklung der Arbeitsstunden pro Erwerbstätige. Die erste Grafik besagt optisch: Da hat sich nicht viel getan. Die zweite Grafik verdeutlicht durch die angepasste Null-Linie der y-Achse das die Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen kontinuierlich gesunken sind.
In Grafik 5 sieht die Linie recht konstant aus – nichts dramatisches zu erkennen.
Im Gegensatz dazu fällt die Linie der Arbeitsstunden pro Jahr pro Erwerbstätigen in Grafik 6 eindeutig ab. In 15 Jahren hat die durchschnittliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigen um über zwei Wochen abgenommen.
Fazit
Wie immer gilt, glaube nur der Grafik, die du selbst gefälscht hast.
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