Bundestagswahl 2021

Die Bundestagswahl 2021 ist vorbei, das Ergebnis steht so gut wie fest. Das amtliche Endergebnis wird höchstens marginal vom vorläufigen amtlichen Endergebnis abweichen, wenn nicht irgendetwas dramatisch schiefgelaufen ist.

Am Wahlabend loben sich alle für den Erfolg. Mich wunderte nur, wie Armin Laschet aus einem dramatischen Absturz und einer Niederlage nonchalant eine – erfolgreiche – Aufholjagd machte.

Schauen wir uns diese Aufholjagd bei einigen Meinungsforschungsinstituten an.

Allensbach

Allensbach steht nicht im Verdacht CDU fern zu sein. Mit der Wahl Armin Laschet begann der fast kontinuierliche Abstieg.

Umfrageergebnisse Allensbach von Bundestagswahl 2017 bis 2021

Mit Beginn der Pandemie konnte die CDU in den Umfragen deutlich zulegen. Vom Tief von 27,5 % am 19.02.2020 stieg die CDU/CSU auf 40 % für den Zeitraum 01. bis 13.06.2020. Bis zum Umfragezeitraum 04.–17.02.2021 fielen die Umfragewerte „nur“ auf 37 %. Am 16.01.2021 wurde Armin Laschet zum Bundesvorsitzenden auf dem 33. Parteitag der CDU Deutschlands gewählt und anschließend per Briefwahl bestätigt.

Ab da ging es genauso schnell bergab, wie es ein Jahr zuvor bergauf ging (08.–21.03.2021 28,5 %). Im Zeitraum 01.–13.05.2021 lag die CDU/CSU nur noch bei 27,5 %. Zweitstärkste Partei in den Umfragen waren lange Zeit die GRÜNEN. Die Verluste der GRÜNEN speisten das Zwischenhoch oder die Erholung der CDU. Nach dem Zwischenhoch am 20.07.2021 mit 31,5 % ging es bei Allensbach – und bei allen anderen Umfragen – kontinuierlich bergab.

Mit der letzten Sonntagsfrage zwischen dem 16.–23.09.2021 und 25 % für die CDU lag Allensbach sehr nahe am Wahlergebnis von 24,1 %. Bei Umfragen mit ~1.500 Personen ist dies ein Treffer.

Vom Absturz der CDU/CSU profitierten anfangs die Grünen. Die SPD konnte weder von der Pandemie noch von der Wahl Armin Laschets zum CDU Bundesvorsitzenden noch von seiner Kanzlerkandidatur profitieren. Erst ab Mitte Juli 2021 machte die SPD Boden gut und legte zulasten von CDU und GRÜNE zu.

Zu keiner Zeit ermittelte Allensbach für die CDU ein niedrigeres Umfrageergebnis als das spätere Wahlergebnis.

Zumindest in den Umfrageergebnissen des Instituts Allensbach ist eine Aufholjagd nicht erkennbar. Die Aufholjagd gab es bei der SPD und die wurde ganz klar gewonnen. Die SPD hat sich zwar ganz langsam von ihrem Tief bei 12 % erholt, konnte aber weder in der Pandemie noch von Armin Laschets Kanzlerkandidatur profitieren. Erst im Wahlkampf – mit dem extremen Starkregen in der Eifel und Voreifel – konnte die SPD deutlich zulasten der CDU und der GRÜNEN zulegen.

Eine per Regressionsanalyse durch die Umfrageergebnisse gezogenen Grade zeigt, dass im Wahlergebnis sowohl CDU als auch GRÜNE unter ihrem Trend in der Wahlperiode blieben.

Forsa

Beim Forsa sieht es ähnlich aus. Wir schauen uns hier die Daten über 2 Wahlperioden an.

Umfrageergebnisse Allensbach von Bundestagswahl 2013 – 2021

Forsa befragt in der Regel 2000 bis 2.500 Personen. Damit sollten die Ergebnisse deutlich näher an den Wahlergebnissen liegen, als zum Beispiel bei Allensbach. Nur hatte 2017 Forsa die CDU mit 4 %-Punkten mehr, als diese in der Bundestagswahl anschließend erreichte. Dies müsste zu einer Änderung der Methoden geführt haben.

Bei Forsa stürzt die CDU in den Umfrageergebnissen bis 19 % im Zeitraum 31.08.–06.09.2021 ab. Zeitweilig lagen bei Forsa die GRÜNEN vor der CDU. Die Differenz zu Allensbach liegt dabei nicht mehr in den Fehlertoleranzen. Auch andere Meinungsforscher hatten für die CDU Werte knapp über 20 % ermittelt, aber kein anderes hat so tief gelegen wie Forsa.

Aus der Perspektive der Forsa Umfragen ergibt sich für die CDU eine sehr kurze Aufholjagd ab Anfang September.

Auch bei Forsa gibt es einen Endspurt der SPD zulasten der CDU und der GRÜNEN.

Das Wahlergebnis wird von Forsa in der letzten Sonntagsfrage 2 %-Punkte unterschätzt. Vielleicht ist die Überschätzung der CDU vor der Bundestagswahl 2017 und die Korrektur der Methoden ein Grund für die Unterschätzung bei dieser Bundestagswahl. Vielleicht wurde die Methode zu stark korrigiert. Das ist jedoch alles Spekulation.

Eine per Regressionsanalyse durch die Umfrageergebnisse gezogenen Grade zeigt, dass im Wahlergebnis sowohl CDU als auch GRÜNE unter ihrem Trend über die letzten beiden Wahlperioden blieben, während die SPD für ihr langfristiges Potenzial ein traumhaftes Ergebnis einfährt.

Fazit

Die Aufholjagd der CDU war – wenn überhaupt – nur eine sehr kurze, die zu spät nach den dramatischen Verlusten bis Anfang September einsetzte. Verschlafen oder alles falsch gemacht?

Die Aufholjagd der SPD begann viel früher und war eine echte Aufholjagd.

Von den Wahlkämpfen 2013 und 2017 blieb bei mir der Eindruck, eine Partei im Aufwind – die SPD – demontierte systematisch ihren Kanzlerkandidaten. 2021 war die Kritik der SPD am eigenen Kandidaten nicht zu hören.

Vom Wahlkampf 2021 wird der Eindruck bleiben, die Partei im Aufwind – die CDU – wurde von ihrem Kandidaten – eher unsystematisch – demontiert.