Nochmal Lena: Chancen?

Als ich vor einem Jahr Lena mit “Satellite” in der Vorauswahl hörte, hab ich spontan gesagt: Wenn, dann dieses Mädchen und dieser Song!

Als Stefan Raab die “Titelverteidigung” vorschlug, dachte ich “Hut ab, dreist, aber genialer Zug”. Jahrzehnte stand der Komponist vorher fest: Ralf Siegel. Langeweile pur. Dieses Jahr ist es einmal umgekehrt.

Das Experiment, Komponisten und Textern eine Sängerin vorzugeben, ist es wert gewagt zu werden. Ich habe nicht den Eindruck, dass es misslungen und langweilig ist. Sich mit Personen zu identifizieren ist leichter, als sich mit Ideen zu identifizieren. Keine Daumen drückenden Fan-Clubs, keine künstlich erzeugte Spannung. Fehlen uns diese dramaturgischen Meisterleistungen bei den Verkündigungen der Zwischen-Sieger und- Verlierer wirklich, dann hätte man einen Kampf der Komponisten und Texter inszenieren müssen. “ESC: Deutschland sucht den Super-Komponisten/-Texter”.

Ich hab mir die CD nun schon mehrfach angehört. Ein Gefühl, wie vor einem Jahr habe ich nicht bei keinem Lied.

Lena? Ist gereift. Was erwarten wir von einer jungen Frau, die nach dem Abitur in das Berufsleben eintritt? Stillstand? Ich habe einen Sohn im gleichen Alter. Sein erstes Jahr nach dem Abi war ein geistiges Reifejahr wie kein anderes.

Ob “wir” gewinnen, wieder alle “Lena” werden? Ist doch egal! Es treten über 40 Nationen an. Da sind wir erst in vier Jahrzehnten wieder an der Reihe. Chancenlos sind wir mit Sängerin und Lied sicher nicht.

Neid? Ich mag diese Neiddiskussion nicht. Natürlich sind nur die anderen neidisch. Ich wünschte, ich könnte besser singen, wäre musikalischer, könnte zeichnen … . Aber: Ich schätze meine eigenen Fähigkeiten wert, akzeptiere meine Grenzen und würde sie nicht gegen andere Fähigkeiten tauschen.