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Deutschlands Mittelschicht schrumpft dramatisch war eine beliebte Schlagzeile der letzten Tage.
Aber wie soll ich diesen Fakt bewerten? Brauchen wir eine Programm zur Rettung der Mittelschicht?
Einige – nicht ganz ernst gemeinte – Betrachtungen.
Wer gehört zur Mittelschicht?
Ein kleiner Ausflug in die Welt der Definitionen.
Das Mittlere Einkommen oder Medianeinkommen ist als der Wert definiert, bei dem eine Hälfte der Bevölkerung weniger und die andere mehr als diesen Wert verdient.
Das Äquivalenzeinkommen ist das Einkommen, das jedem Mitglied eines Haushalts, wenn es erwachsen wäre und alleine leben würde, den gleichen (äquivalenten) Lebensstandard ermöglichen würde, wie es ihn innerhalb der Haushaltsgemeinschaft hat. Dazu wird das Gesamteinkommen der Gemeinschaft aufgrund einer Äquivalenzskala gewichtet. Nach der OECD-Skala geht der Hauptbezieher des Einkommens mit dem Faktor 1,0 in die Gewichtung ein, alle anderen Mitglieder des Haushaltes im Alter von 14 und mehr Jahren mit 0,5 und alle anderen mit 0,3.
Die Bevölkerung, die über ein Netto-Äquivalenzeinkommen (NÄE) von 70 % bis 150 % des mittleren Einkommens verfügt, wird als Mittelschicht bezeichnet. Die Oberschicht hat mehr, die Unterschicht weniger.
Nun kann sich das NÄE – und damit die Zugehörigkeit zu einer Gesellschaftsschicht – durch verschiedene Ursachen ändern.
Ursache: Steuersenkung
Als einer der Gründe wird die Senkung des Spitzensteuersatzes genannt. Dies ist natürlich ein großes Problem für die Mittelschicht. Aufgrund unseres progressiven Steuerrechtes erhöht sich dadurch das Netto-Einkommen der oberen Mittelschicht stärker, als das Mittlere Einkommen oder Medianeinkommen. Wenn mehr Netto vom Brutto bleibt, werden die armen Menschen vom oberen Rand der Mittelschicht gezwungen, in die Oberschicht zu wechseln. Dies ist eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Durch eine simple Steuersenkung von wenigen Prozent wird man aus seiner sozialen Gruppe vertrieben und gehört fortan zu den Reichen, die immer reicher werden.
Auch der Rückgang des Mittleren Einkommen ist hier ein Problem. Von 2000 bis 2010 sank das mittlere Nettoeinkommen pro abhängig Beschäftigten von 1324 Euro pro Monat auf 1234 Euro pro Monat. Durch ein gesenktes Mittleres Einkommen verliert die Mittelschicht Mitglieder ihrer Spitzenkräfte an die Oberschicht. Hier tritt jedoch ein Ausgleich durch die Spitzen der Unterschicht ein, denn diese werden zwangsweise Mitgliedern der Mittelschicht, solange sie nicht von Einkommensverlusten betroffen sind.
Neben Arbeitslosigkeit ist für die Senkung des Mittleren Einkommens Verarmung durch Altung (Verrentung) und eine Zuwanderung gering verdienender Kräfte verantwortlich.
Durch ein Programm zur Anhebung der Spitzensteuersätze könnten abgewanderte Mitglieder aus den unteren Bereichen der Oberschicht wieder der Mittelschicht zugeführt werden. Die Zauberformeln lautet: Weniger Netto vom Brutto!
Ursache: Alter und Rente
Geht ein Mitglied der unteren Mittelschicht in Rente (weniger als 100% des Mittleren Einkommens), wird es unweigerlich in die Unterschicht abfallen. Mit steigender Alterung der Bevölkerung, insbesondere einer „Kopflastigen“ Alterspyramide, verliert die Mittelschicht kontinuierlich ihre ältesten Mitglieder an die Unterschicht. Ein Wiederaufstieg aus der Unterschicht ist für einen Rentner schwer möglich.
Die Arbeitsverweigerung älterer Menschen kann hier nicht gut geheißen werden. Hier kann die langfristige Lösung nur lauten: Rente mit 110. Oder: Sterben mit 60. Dies darf sich jedoch nicht nur auf die Mittelschicht beschränken.
Es ist unverständlich, warum sich Mitglieder der Mittel- und Oberschicht der letzten Alternative beharrlich verweigern und nicht rechtzeitig vor dem sozialen Abstieg in die Unterschicht sterben. Hier ließe sich mit weiteren Maßnahmen zur Anhebung der Altersgrenzen das Schrumpfen der Mittelschicht stoppen. Diese soziale Ungerechtigkeit ließe sich einfach durch ein gesetzliches Verbot des Alterns beheben.
Ursache: Heirat und Scheidung
Fusionen der Singles der Unterschicht, landläufig Heirat genannt, wobei die sexuelle Orientierung bedeutungslos ist, könnten das Schrumpfen der Mittelschicht verhindern. Durch Rationalisierungseffekte einer nicht aufs körperliche beschränkten Fusion steigt das NÄE der beiden Partner. Fusionieren zwei Partner mit einen NÄE von 60 % des Medianeinkommens, haben sie nach der Fusion ein NÄE von 80 %.
Leider bewirken derartige Fusionen in der Mittelschicht, gerade zwischen Mitglieder der oberen Mittelschicht eine Abwanderung in die Oberschicht.
Dazu ist die Attraktivität der Mittelschicht gesellschaftlich stärker in den Vordergrund zu stellen. Im Rahmen eines Fusionsförderprogramm für die Unterschicht sind die Vorteile Mitgliedschaft in der Mittelschicht positiv darzustellen.
Lässt sich ein Ehepaar aus der Mittelschicht scheiden, können sie wieder in die Unterschicht zurück fallen oder der finanziell stärkere Partner steigt in die Oberschicht auf während des schwächere Partner in Armut verfällt. Diesem ist gezielten Defusionierungsprogrammen gegenzusteuern.
Ursache: Kinder
Körperliche Fusionen zum Zwecke der biologischen Reproduktion sind in keiner Schicht empfehlenswert. Da das Produkt Kind nicht zum Einkommen beiträgt, sinkt das NÄE und des droht der Abstieg in die tieferen Schichten. Nur wenige Spitzen der Oberschicht können sich dieses leisten. Aufgrund der Kinderbetreuung durch einen Partner fällt ein Einkommen in der Regel zusätzlich weg. Insbesondere bei Fusionen zweier Partner im Grenzgebiet zwischen Unter- und Mittelschicht tritt hier ein Verlust des gerade erst durch die Fusion erworbenen höheren Sozialstatus ein. In diesem Fall stürzen die Partner sogar unter das Niveau vor der Fusion. Selbst bei Fusionen der Spitzen der Mittelschicht droht mit zwei Kinder und dem Verlust des Einkommens des Partners der Abstieg in die Unterschicht. Mit dem dritten Kind erfüllt die Fusion zwar ihren Reproduktionszweck vorbildlich, der Abstieg in die Armutzone ist jedoch vorprogrammiert.
Hier könnten die Mittel aus dem Steuererhöhungsprogramm eingesetzt werden.
Fazit
Die Rettung der Mittelschicht scheint möglich. Eine einfache und schnell wirksame Maßnahme scheint zu sein, die Abwanderung in Richtung Oberschicht durch Steuererhöhungen zu verhindern.
Genug für heute.
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