Aus der Affäre Wulff ist unversehens eine Affäre der Medien geworden. Immer mehr Leser glauben den Journalisten ebenso wenig wie der Politik.
SPON: Glaubwürdigkeit: Die Medien und der böse Wulff – Eine Kolumne von Jakob Augstein
Von den Medien erwarte ich eine prüfbare und objektive Berichterstattung. Die kann ich in weiten Teilen nicht erkennen. Es wurde vorgerechnet, welchen finanziellen Vorteil Herr Wulff von den Krediten hatte und jeder selbsternannte Experte trieb die Spekulation höher, ohne mit einem Wort auf die Bonität und die finanzielle Gesamtsituation einzugehen. Jemand, der über – staatlich garantiert – 200.000 € im Jahr verdient, kann – auf Hartz IV gekürzt – den Betrag leicht in drei Jahren abzahlen. Doch es werden Vergleiche mit Geringverdienern, die diesen Kredit auch in Jahrzehnten nicht abtragen könnten, gezogen. Es wird so getan, als hätte Herr Wulff, nachdem er seit Jahrzehnten in den Spitzengehaltsgruppen des Staates, nahe der Armutsgrenze „vegetieren“ muss, keinen Cent gespart und sich mit dem Hauskauf finanziell überhoben.
Wie weltfremd muss man sein, um das zu glauben? Wie unverschämt dreist, um solch einen Eindruck ohne Belege verbreiten zu wollen?
Kein Wort dazu, wie viel Frau Geerken mehr von Herrn Wulff als von ihrer Bank bekommen hat. Diese Berichterstattung war doch nur tendenziös.
Erst am 6./7.1. gab es dazu einen Artikel im Generalanzeiger Bonn nach dem die Kreditkonditionen unauffällig sind. Leider hat diese Stellungnahme der Banken zu den Kreditkonditionen wenig Verbreitung gefunden. Passt offenbar nicht ins Bild.
Banken: Wulffs kreditkonditionen unauffällig
Als alles nicht für den Rücktritt reichte, wurden ein angebliche Telefongespräch lanciert. Nicht nachprüfbar, da weder der Mitschnitt noch eine Abschrift veröffentlicht werden. Und es finden sich überall Kommentar, die von bedrohen, beschimpfen, beleidigen usw. schreiben ohne auch nur ein Originalwort des Anrufen zu kennen bzw. gehört zu haben. Jeder muss in der negativen Bewertung noch eins drauf legen, nur keinen Beweis. Eine starke Behauptung ersetzt keinen Beweis!
Dazu in jedem Kommentar neue Mutmaßungen über Motive der Familien Wulff und Geerken.
Der Umgang des Bundespräsidenten mit der „Krise“ ist verbesserungswürdig. Die Berichterstattung und die Kommentare jedoch um einiges mehr. Vielleicht hätte sich alles bei professioneller Arbeit schnell als heiße Luft erwiesen.
Alles nährt den Verdacht, hier soll ein Skandal geschaffen werden. Wenn der nicht reicht, ist des der Umgang mit dem Skandal, der zum Skandal wird. Durch eine andere Finanzierung wird aus Herrn Wulff sicher kein besserer Bundespräsident.
Im Zweifel für die Medien? Ganz sicher nicht!
Böser oder guter Wulff? Wer will das angesichts der schlechten, wenig objektiven Berichterstattung fair beurteilen?
„Die Medien“ unversehens in der Krise? Wie schlecht sind „die Medien“, dass sei dies nicht vorhersehen konnten? Leser unter- oder sich überschätzt? (Man verzeihe mir Übernahme des Begriffes „die Medien“. Ich mag keine Pauschalurteile. Es darf sich jedes Medium seinen passenden Schuh suchen.)
Genug aufgeregt. Gute Nacht!
PS: Herr Jakob Augstein hat mit seinen Kommentaren sicher nicht zu seiner Glaubwürdigkeit beigetragen. Im Zweifel links? Ganz sicher nicht, und auch nicht rechts oder in der Mitte. Im Zweifel vorsichtig und zurückhaltend!
[…] “Wen wundert es?” […]