[vgwort line=“57″ server=“vg08″ openid=“663bd68da73c40cca60c5b0b84708bdf“]
Den heutigen Beitrag möchte ich mit einem Vergleich einleiten, den ich in der Bonner Springmaus von Vince Ebert erstmailig gehört habe.
Was ist der Unterschied zwischen Wissenschaft, Theologie und Esoterik?
Da Sie mir nicht antworten können, werde ich es kurz mit eigenen Worten erklären, auch wenn Sie den Unterschied kennen.
Sie vermuten, im Kühlschrank sei Milch. Sie öffnen die Kühlschranktür, schauen hinein, trinken um zu prüfen, ob die weiße Flüssigkeit in der Tüte Milch ist. Finden Sie keine Milch, verwerfen Sie ihrer Annahme und behaupten künftig: Im Kühlschrank ist keine Milch. Sie treiben Wissenschaft. Zugegeben nicht auf höchstem Niveau, aber das Vorgehen ist perfekt.
Sie glauben im Kühlschrank sei Milch. Sie gehen aus der Küche ohne den Kühlschrank zu öffnen und versichern jedem, im Kühlschrank sei Milch. Wenn Sie Hinweise haben, dass im Kühlschrank keine Milch ist, dann fragen Sie sich, warum Sie nicht fest genug daran glauben können, dass im Kühlschrank Milch ist. In diesem Fall sind Sie Theologe.
Sie behaupten im Kühlschrank sei Milch. Sie öffnen die Tür, finden keine Milch, schließen die Tür und behaupten weiter, im Kühlschrank sei Milch. In diesem Fall sind Sie Esoteriker.
Ich möchte noch zwei Personengruppen ergänzen.
Sie wissen, dass im Kühlschrank keine Milch und kein Honig ist. Sie erzählen allen, dass sich in diesem Kühlschrank Milch und Honig immer wieder selbst auffüllen, egal wie viel man heraus nimmt. Sie haben aber noch nie die Kühlschranktür geöffnet. Aller Logik zum Trotz sind Sie bereit, auf diesen Kühlschrank zu Gunsten eines geringen Obolus im Vergleich zu seinem unendlichen Wert zu verzichten. Dann sind Sie ein Scharlatan.
Sie glauben dem Scharlatan und kaufen den Kühlschrank. Dann sind Sie – mit Verlaub – ein Idiot.
Roulette-Theologen, -Esoteriker und Scharlatane können jetzt aufhören zu lesen. Bei Idioten mag ich die Hoffnung nicht aufgeben.
In unzähligen Foren und Online-Seite finden sich Regeln, die angeblich beim Roulette zu beachten sind, um dauerhaft zu gewinnen. Alles Unsinn. Eigentlich gibt es nur eine einfache, perfekt funktionierende Regel für dauerhaften Gewinn, die lautet: Werden Sie Casino oder Spielbank! Diese Regel finden Sie allerdings äußerst selten.
Ich will niemanden vom Spiel abhalten, aber jeder sollte sich bewusst sein, dass er sehr, sehr wahrscheinlich auf Dauer verlieren und nicht gewinnen wird, je mehr und länger er spielt. Wenn Sie ins Kino oder Fußballstation gehen, zahlen Sie Eintritt und nehmen nur eine Erinnerung mit. Nichts spricht dagegen. Erwarten Sie nicht mehr von einem Spielcasino, egal ob Online oder Offline. Sie zahlen für die Unterhaltung. Den Preis können Sie allerdings selbst bestimmen. Er beträgt 2,7% des Umsatzes bei mehrfachen und 1,4% bei einfachen Chancen. Mal zahlen Sie etwas mehr, mal bekommen Sie auch etwas raus. Aber im Schnitt zahlen Sie und nicht die Spielbank.
Doch nun möchte ich ein paar Worte zu den einzelnen Regeln und Irrtümern verlieren, trotz schlechter Aussichten bei den obigen Gruppen 2 bis 4 Gehör zu finden.
Die Tipps von „Willkommen auf Nebenverdienst-Roulette“
Unter der Überschrift „Willkommen auf Nebenverdienst-Roulette“ fand ich folgende Regeln unter der Rubrik „Grundsatz-Strategien“ des namentlich nicht genannten Autors, der dem Irrtum unterliegt, es gäbe eine Gewinnstrategie mit der der Bankvorteil wett gemacht werden könne, und behauptet, es ließe sich ein regelmäßiges, dauerhaftes Einkommen von 200 bis 300 Euro erzielen (Wenn ich den Einsatz verzehnfache, müsste ich mit der oder den Strategien auf 2.000 bis 3.000 Euro kommen):
- Begrenzen Sie Ihre Spieldauer
- Spielen Sie das Roulette mit den höchsten Gewinnchancen
- Begrenzen Sie Verluste, aber auch Gewinne
- Bauen Sie immer eine Verlustbegrenzung in Ihre Setzstrategie mit ein
- Wechseln Sie bei Bedarf Ihre Gewinnstrategien !
Vorab will ich nicht verhehlen, dass mir der folgende Hinweis des Autors gefiel: noch etwas: Wenn Sie dringend Geld brauchen lassen Sie die Finger vom Roulette spielen !!!
Nun zu den einzelnen Punkten und was dahinter steckt.
Begrenzen Sie Ihre Spieldauer
Nun, es ist eigentlich egal, wie lange Sie spielen, wenn Sie irgendwann und sei es am nächsten Tag weiter spielen. Wenn Sie viel spielen, wird Ihr Verlust sich zwischen 1,4% und 2,7% des Umsatzes bewegen. Der Wert hängt davon ab, ob sie nur einfache Chancen mit En-Prison Regel oder nur mehrfache Chancen spielen. Mischen Sie einfache und mehrfache Chancen, dann liegt der Wert irgendwo dazwischen. Genau wird er bei 1,4% der Umsätze auf einfache Chancen und 2,7% der Umsätze auf mehrfache Chancen liegen. Wenn Sie die tägliche Spieldauer begrenzen, wird der absolute Verlust niedriger, weil sie weniger Umsatz machen. Weniger Spielvergnügen bedeutet auch weniger Verlust. Anders als beim Fußball. Karten zum halben Preis für eine Halbzeit sind mir nicht bekannt.
So spricht auf den ersten Blick nichts gegen diese Regel. Wenn Sie die Spieldauer auf 0 begrenzen, erleiden Sie garantiert keinen Verlust. Der Autor hat aber eine weitere Begründung: Nach 20 bis 25 Minuten wird nach seiner Erfahrung ein Casinos unbespielbar. Zitat:Der Grund liegt darin, dass sich die online-casinos nach dieser Zeit allgemein schlechter bespielen lassen. Es streiten sich die Gelehrten, warum dies so ist. Tatsache ist aber, und dies kann ich selber aus eigener Erfahrung sagen, dass nach einer gewissen Zeit in dem selben casino die Gewinnrate sinkt und Sie allmählich in eine Verlustzone kommen! Will heißen, es stellen sich dauerhafte Verluste ein.
Dies ist eine subjektive Beobachtung des Autors, die sich mit der Wahrscheinlichkeitstheorie deckt. Möglich wäre, dass das Casino das Roulette manipuliert. Kriminelle Machenschaften bei Online-Casinos sind nicht auszuschließen. Aber die Erklärung der Wahrscheinlichkeitstheorie ist plausibler. Je länger Sie spielen, desto höher der Umsatz. Nach dem Gesetz der großen Zahl muss sich das Verhältnis des Verlustes zum Umsatz an den Bankvorteil annähern. Ich weiß nicht, wie oft man pro Minute setzen kann – ich spiele nicht, aber wenn ich mir die Demo-Videos ansehen, dürften fünf oder mehr Spiele pro Minute für einen geübten Spieler möglich sein. Somit kämen wir auf 100 oder mehr Spiele in zwanzig Minuten. Je nach Höhe des Einsatzes und des Startkapitals dürfte sich auch dann Frust einstellen, wenn die Gewinne nur gering sind. Haben Sie 100 Euro Startkapital und spielen Sie 100 Spiele mit 10 Euro machen Sie 1.000 Euro Umsatz und der mittlere Verlust liegt zwischen 14 und 27 Euro, was sich auf 100 Euro gesehen durchaus bemerkbar macht. Gegen diesen Frust hilft ein anderes Casino mit frischen Geld. Zu dauerhaften Gewinn führt dieses Strategie jedoch nicht. Mit der richtigen oder falschen Strategie oder Manipulationen durch den Betreiber hat dies nichts zu tun.
Es gibt allerdings keinen guten Grund, sich dem Frust des Verlieren weiter auszusetzen. Wechseln Sie das Casino nach Lust und Laune, oder hören Sie einfach auf.
Spielen Sie das Roulette mit den höchsten Gewinnchancen
Hier steht die Frage im Raum, ob man amerikanisches Roulette mit 0 und 00 spielen soll. Die Frage ist eindeutig: Wenn, dann nur europäisches Roulette mit 37 Zahlen spielen, weil in diesem Fall der Bankvorteil niedriger ist. Der Bankvorteil hat eine Berechtigung. Irgendwie muss die Spielbank die Veranstaltung finanzieren. Die Räumlichkeiten, der Tisch, der Croupier, Computer, Datenleitungen … Nichts ist in diesem Fall fairer, als die Spieler im Verhältnis ihres Umsatzes an den Kosten zu beteiligen. In der realen Welt stellt sich die Frage, ob 2,7% oder 5,4% des Umsatzes dazu nötig sind. Wobei die Bank selten mehr bekommt als 100% dessen, was der Spieler mit in die Spielbank genommen hat. Bei Online-Casinos ist meines Erachtens ein Bankvorteil von 1,4%, 2,7% oder 5,4% sehr hoch. Die Kosten des virtuellen Casinos pro Spiel sind minimal im Vergleich zu den Kosten einer realen Spielbank, in der an einem Tisch etwa alle zwei Minuten die Kugel rollt. In der Zeit hat der Online Spieler schon zehnmal oder öfter gespielt.
Hier fehlt noch der – wirklich gute – Rat: Spielen Sie ausschließlich einfache Chancen, denn da ist der Bankvorteil auf Grund der En-Prison Regel nur etwa halb so groß.
Der Irrtum liegt in einem Teil der Begründung. Zitat: Um diesen Vorteil der Bank wett machen zu können müssen meist mehrere verschiedene Strategien exakt angewendet werden. Spieler, die einfach drauf los spielen ohne vorher einen Plan zu haben und solche die zwar eine Strategie haben, diese aber nicht konsequent einhalten, werden auf Dauer gesehen garantiert verlieren.
Alle Strategien sind gleichwertig. Auch das als nicht funktionierend und betrügerisch gescholtene Martingale gibt weder der Bank noch dem Spieler unter endlichen Bedingungen einen Vorteil. Sie können beliebig von Ihrer Strategie abweichen. Sie können auch ein zweites Roulette nehmen, vorher drehen und auf die Zahl setzen, die dieses Rad zeigt. Wenn es Strategien gäbe, den Bankvorteil auszugleichen, dann wären Strategien, die nur einfache Chancen nutzen wegen den halben Bankvorteils im Vorteil.[ref]Als ich die Martingale programmiert habe, habe ich anfangs vergessen, eine Variable vor dem Beginn eines neuen Abends zurück zu setzen. Folge war, dass der nächste Abend mit maximalem Einsatz begann, wenn am vorhergehenden Abend das letzte Spiel verloren wurde. Auf die Tatsache, dass die Bank etwa 2,7% des Umsatzes als Gewinn einstrich, hatte diese Abweichung von der Strategie keinen Einfluss.[/ref]
Begrenzen Sie Verluste, aber auch Gewinne
Zitat: Auf Dauer erfolgreich Roulette spielen heißt: Gewinne optimieren, Verluste minimieren!!! und Hören Sie auf zu spielen, sobald Sie mehr als ca. 15%-25% Gewinn oder Verlust gemacht haben.
Aufhören, wenn ich bezogen auf mein Anfangskapital 15 – 25% Gewinn gemacht habe, klingt gut. Aufhören, wenn ich 15 – 25% Verlust gemacht habe, ist unsinnig. Warum? Ich kann den kompletten Einsatz in einem Spiel verlieren. Das bedeutet, ich darf niemals mehr als 15 – 25% des Anfangskapitals setzen – vorausgesetzt ich habe nicht zu Beginn eine Glückssträhne, aber die führt nur zu 115 – 125% Endkapital, bei dem ich ja aufhören soll. 15 – 25 % von diesem Endkapital entsprechen 17,5 – 31,5%. Es würde also reichen, wenn ich nur 15 – 30 % mitnehme und den Rest sicherheitshalber zu Hause lasse, weil ich davon nichts setzen darf.
Meine Empfehlung: Wenn Sie unbedingt spielen wollen, nehmen Sie nur so viel Geld mit ins Casino, wie sie maximal verlieren wollen. Scheuen Sie sich nicht, alles auf eine Karte zu setzen. Dies ist zwar keine Gewinnstrategie für dauerhafte Gewinne, aber die beste Strategie um ein Gewinnziel mit maximaler Wahrscheinlichkeit zu erreichen.
Wenn Sie nach diesen Regeln nun zum Schluss kommen, dass Sie Ihr Anfangskapital verdoppeln wollen, dann setzen Sie am besten alles auf eine einfache Chance. Ein Spiel, maximale Wahrscheinlichkeit ihr Ziel zu erreichen. Alle anderen Verhaltensweisen sind nicht optimal.
Bauen Sie immer eine Verlustbegrenzung in Ihre Setzstrategie mit ein
Durch das Anfangskapital haben Sie eine Verlustbegrenzung. Ein frühzeitiger Abbruch einer nicht funktionierenden Strategie erscheint sinnvoll, aber da es keine funktionierende gibt, hilft auch kein Wechsel. Die beste Erfolgswahrscheinlichkeit haben Sie bei maximalem Risiko.
Wechseln Sie bei Bedarf Ihre Gewinnstrategie
Zitat: Es gibt keine Gewinnstrategie, mit der Sie immer dauerhaft über lange Zeit hinweg in ein und dem selben casino gewinnen !!
Woher kommt nur der Glaube, dass es kurzfristige, nicht dauerhafte Gewinnstrategien gibt? Wenn die Strategie kurzfristig funktionieren, warum nicht langfristig? Weil das Casino unbespielbar wird? Richtig ist jedoch, es gibt keine dauerhafte Gewinnstrategie. Es hilft auch nicht eine Runde, Stunde, Tag oder länger auszusetzen. Ob sie durch aussetzen einen schlechten oder guten Lauf verpassen
wissen Sie erst, wenn die Kugel gefallen ist. Sie können daher ein Casino just in dem Moment wechseln, in dem sich das Pech zum Glück wendet und im neuen beginnt es mit einer Pechsträhne. Wie wollen Sie das vorhersehen.
Zufall voll im Griff
Über das System aus dem Buch von Onur Ünal „Zufall voll im Griff – So gewinnen sie immer“[ref]Warum ist „sie“ im Buchtitel klein und auf der Web-Seite groß geschrieben?[/ref] ist auf der Web-Seite nicht viel zu erfahren. Viele Versprechen, nichts Konkretes. Nach den dortigen Aussagen beruht das System auf Plein-Zahlen und der Zweidrittelformel. Der Bankvorteil bei Plein-Zahlen mit der 35-fachen Auszahlung liegt bei 2,7% liegt. Diese Strategie berücksichtigt also nicht, dass der Bankvorteil bei einfachen Chancen nur 1,4% ist. In den Casinos sollte auch kein Troncabzug bei Wetten auch Pleins und Chevals stattfinden, der das Gewinnverhältnis weiter verschlechtert. Gibt es Trinkgeld in Online-Casinos? Diese Casinos sollte man meiden. Aber eigentlich sollte man nicht auf Plain und Cheval spielen. Damit wäre es egal.
Das Gesetz der kleinen Zahlen, Zwei-Drittel-Gesetz oder Gesetz des Drittels ist ein Satz aus der Stochastik, der einen Sonderfall der Poisson-Verteilung beschreibt. Dies ist in der Roulette-Esoterik keine neue Entdeckung und funktioniert – im Sinne dauerhafter Gewinne – nicht. Um eine 35-fache Auszahlung zu erhalten, darf ich nur auf eine Zahl setzen. Mich würde die Strategie ja interessieren, aber ich gebe keine 97 Euro für ein nutzloses Buch aus. Online-Casino-Vergleiche gibt es wie Sand am Meer, dafür brauche ich das Buch nicht.
Ein einziger erfolgreicher Abend beweist nicht, dass ein System funktioniert, schon gar nicht, dass ein dauerhafter Gewinn möglich ist. Um ein System mathematisch zu beweisen, müsste ein Modell einen Erwartungswert für den Spieler > 0 ergeben. Dies ist durch die Wahrscheinlichkeitstheorie ausgeschlossen! Wer etwas anderes behauptet gehört in die Gruppe Esoteriker.
Zitat: Denn unsere Strategie beruht nicht auf Zauberei, sondern auf Mathematik, vor allem auf nachweisbarer Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Wer es schafft, eine Gewinnstrategie mathematisch zu beweisen, den gebührt der auf ewige Zeiten der höchste Thron in der Mathematik. Um so einen Beweis würde ich doch kein Geheimnis machen. Er würde umgehend die Wahrscheinlichkeitsrechnung und manche andere mathematische Theorie auf die Müllhalde der falschen Theorien befördern. Die Auswirkungen für die Mathematik wären verheerend! Der Name des Beweisführers würde auf ewige Zeiten vor allen anderen genannt werden. Einstein und die Relativitätstheorie? Ein geistiger Knirps.
Praktische Beweise
Es gibt immer wieder praktische Beweisversuche der verschiedensten Gewinnstrategien, wobei die Erfinder oft ein Geheimnis um Ihre angebliche zu perfekte Strategie machen. Das Video von Onur Ünal ist da nicht alleine. Breitere Aufmerksamkeit wurde dem gescheiterten Versuch Thomas Westerburgs im Jahre 2001 zu teil, der in der Spielbank Baden-Baden eine Millionen gewinnen wollte. Klingt im ersten Moment sehr viel, bedenkt man, dass der Startkapital bei 200.000 DM und mit 5.000 Stücken gespielt wurde, dann hätte bereits das Setzen des gesamten Geldes auf eine Transversale Simple mit der Auszahlung 1:5 bereits mit der Wahrscheinlichkeit 6/37 = 16% zum Ziel geführt. Dies ist sogar die beste Strategie, wenn man einfache Chancen und die En-Prison Regel außer Acht lässt.
Den „Beweis“ hätten Thomas Westerburg und Jürgen Wagentrotz, sein Verleger, preiswerter haben können, denn eine Strategie sollte unabhängig vom Mindesteinsatz sein. Genauso hätte er mit 200 DM 1.000 DM oder mit 40 DM 200 DM gewinnen können. Auch ohne einen finanziellen Gegenwert wäre es gegangen. Bewiesen hätte es nichts. Durch die Aufteilung in viele kleine Wetten, wurden die Chancen jedoch drastisch reduziert. Das Casino hatte nicht viel zu fürchten.
Ein geglückter „Beweis“ ist die Berliner Spielbank-Wette des Karl-Heinz Grotelaers mit Stern-TV und RTL. Er wettet, dass er an zehn Tagen die Spielbank mit Gewinn verlassen würde. Die Rahmenbedingungen: Er musste mindestens eine Stunde und durfte höchstens fünf Stunden spielen. Diese Regel war nicht sonderlich pfiffig, wie die Auswertung zeigt, doch dazu später. Hier das Ergebnis:
Tag | Zeit | Runden | Gewinn |
---|---|---|---|
1 | 1:30 | 22 | 50 Euro |
2 | 1:40 | 25 | 80 Euro |
3 | 3:00 | 50 | 60 Euro |
4 | 4:30 | 121 | 5 Euro |
5 | 2:30 | 44 | 50 Euro |
6 | 1:05 | 43 | 20 Euro |
7 | 1:15 | 32 | 30 Euro |
8 | 1:30 | 39 | 10 Euro |
9 | 1:05 | 36 | 80 Euro |
10 | 5:00 | 340 | 5 Euro |
Damit war die Wette gewonnen, doch nichts bewiesen. Ich habe keine Hinweise gefunden, aber die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Mindesteinsatz 5€ betrug. Für ein Kapital von 3.000€ sind die Gewinne nicht sonderlich berauschend. Abgesehen von Tag 10 und 4 wurde nie mehr als 50 Runden gespielt. Für den statistischen Beweis einer Gewinnstrategie ist dies zu wenig. Außerdem wurden am ersten Tag nur 14 Spiel pro Stunde, am letzten Tag allerdings fast 70 Spiele pro Stunde gespielt. Die Regel mindestens eine Stunde höchsten 5 Stunden ist also sehr ungenau.
Ich habe diese Wette mit der klassischen Martingale unter folgenden Bedingungen simuliert: Mindestens 20 Spiele, höchstens 400 Spiele. Einsatz eine Einheit (E), Startkapital an jedem Tag 600 E. Und siehe da, in den meisten Simulationsläufen brauchte es viele Tage, bis ein Totalverlust auftrat. Vielen Tagen mit einem Gewinn zwischen 1 und 20 Euro stehen wenige Tage mit Totalverlust (600 E) gegenüber. Meistens endet der Tag nach 20 Runden. Die wenigen Verlusttage reichen, um nach 100.000 Simulationen und ca. 2,2 Millionen Spielen das Verhältnis Gewinn / Umsatz in den Bereich von ca. -2,7% zu bringen. Würde ich den geringeren Bankvorteil bei einfachen Chancen beachten, wäre das Ergebnis, dass der Spieler ca. 1,4% der Umsätze verliert und die Wartezeit zwischen den Totalverlusten noch größer. Bei 600 E Startkapital kann der Spieler 8 mal verdoppeln (1+2+4+8+16+32+64+128+256=511), bin er in den Bereich des Totalverlustes kommt.
„Das funktioniert nicht“, sagten der Mathematiker Prof. Ehrhard Behrends und Spielbankdirektor Günter Münstermann
Quelle: Stern.de; abgerufen 03.10.2012)
Im Grunde war es sehr wahrscheinlich, dass Karl-Heinz Grotelaers die Wette gegen die Spielbank gewinnt. Hier waren die Experten etwas voreilig. Aber diese Wette ist kein Beweis für dauerhaften Gewinn. Hätte er es an 10.000 Tagen oder 100.000 Tagen geschafft im Plus zu bleiben, wäre es – zwar nicht im exakten mathematischen Sinne, aber statistisch – ein Beweis.
Dadurch, dass der Spieler die Wetthöhe bis zu einem bestimmten Punkt bestimmen kann, entsteht eine Asymmetrie. Auf den Spieltag gesehen zieht die Spielbank ihren Gewinn aus wenigen Totalverlusten, während der Spieler viele kleine Gewinne einfährt, die aber auf Dauer die Totalverluste nicht ausgleichen.
Genug für heute. Bei nächster Gelegenheit werde ich die Simulationsergebnisse für diese Seite aufbereiten. Gute Nacht.
Neueste Kommentare