Mein Postfach wird durch Werbung zugemüllt. Was kann ich dagegen tun? Die ist wohl eine der häufigsten Fragen. Und die häufigsten Antworten kommen hier.
Erstmal können Sie gegen echte Spam nichts tun. Sie können sie nur aussortieren. Warum? Die großen Spam Versender schert es wenig, was sie über sie denken. Es geht ihnen nur um ihr Bestes. Ihr Geld. Eine Gegenleistung für ihr Geld dürfen Sie nicht erwarten. Die Geschäfte laufen in einer Grauzone oder sind – zumindest in Deutschland – auf beiden Seiten illegal. Beispiele sind Online-Glücksspiele und verschreibungspflichtige Potenzmittel. Darüber hinaus wollen sie Ihnen Trojaner unterschieben oder Passwörter abgreifen. Die Versender sitzen oft im Ausland und selbst Deutsche operieren getarnt über Scheinfirmen/-adressen über das Ausland. Einmal den Link geklickt und doch gekauft, dann hat es sich gelohnt – für den Versender. Trotz Mahnung den Anhang geöffnet und der Trojaner ist darauf. Die Kosten pro Mail sind minimal meist werden Bot-Netze verwendet. Deren Verwaltung ist zwar nicht umsonst, im Vergleich zur erzielten Geheimhaltung und Rechenleistung aber spottbillig. Auch wenn Sie heute keinen Bedarf an Viagra und Co haben. Wie ist es morgen, übermorgen oder in ein paar Jahren? Egal, ob Mann oder Frau. Für den einen ist es Viagra für den anderen Lovegra. Irgendwann bekommen sie Dich!
Wer auch nur dem „Unsubscribe“ Link einer echten Spam folgt, hat zumindest ein Ziel der Spammer erreicht: Seine Existenz und ein lebendes Postfach bestätigt. Hurra! Der Wert der Adresse ist gestiegen. Und Adressen haben einen Wert. Je mehr – bestätigte – Daten zu einer Adresse passen, desto wertvoller. Ab besten mit Kreditkartennummer. Deshalb die Anfragen der vorgeblicher Kreditinstitute oder angebliche Benachrichtigungen über angebliche Riesengewinne. Unter Hundert Millionen Empfänger finden Sie immer mehrere Trottel. Wäre es anders, wäre der Spuk in wenigen Tagen vorbei. Doch die Dummen wollen nicht aussterben. Es scheint ein Gesetz der Evolution zu sein, dass eine kritische Menge Volltrottel nicht unterschritten werden kann. Es gibt keine Lotterie auf der Welt, bei der Millionen ausgeschüttet werden, und die Lose kostenlos sind. (Legale Online-Gewinnspiele haben einen anderen Sinn. Dazu später.) Geben Sie auch noch ihre PIN und eine Transaktionsnummer an, ist ihr Geld weg, wenn sich die Seite nach dem „Senden-Klick“ neu aufgebaut hat.
Genug der Vorbemerkungen: Was können Sie dagegen tun?
Neue Adresse
Wenn es absolut unerträglich wird, bleibt Ihnen nur eine neue Mail-Adresse. Am besten sie verwenden zwei oder mehr Adressen. Eine für Foren, eine für Sozial Netzwerke, eine für Online Einkäufe, eine für Freunde. Wenn Sie partout auf ihr Glück hoffen: Eine für Gewinnspiele und Verlosungen aller Art. Egal, ob online oder offline. Ganz wichtig: Die für Freunde ist niemals für etwas anderes zu verwenden.
Brauchen Sie z.B. für eine Anmeldung einmalig eine Mailadresse und erwarten keine Antworten: Nehmen Sie den Mailinator. irgendwas@mailinator.com. Der schluckt alles und wirft es weg, wenn sein Speicher voll ist. Es ist zwar Vorsicht geboten, aber: Sie können sich sogar ein Passwort drüber zukommen lassen. Andere später aber auch. Wenn Sie hier eine Antwort schreiben wollen, und eine mailinator oder sonstige schwindelige Adresse angeben, werde ich misstrauisch und achte besonders auf die Qualität des Beitrages! Ansonsten: Für die paar Beiträge lohnt der Adresshandel nicht. Auch bei renommierten Anbietern können Sie nicht ausschließen, dass ein Administrator sein Gehalt aufbessert, insbesondere wenn er in einer finanziellen Zwangslage ist. Leider sind diese Adressen für Gewinnbenachrichtigungen nicht geeignet. Seriöse Benachrichtigungen kommen aber per Snail-Mail (Schneckenpost ~ Postbote).
Neue Adressen werden nicht lange helfen. Mangelnde Selbst-Disziplin, ein Trojaner bei den Freunden, eine lustige Mail an alle und schon sind auch die geheimsten Adressen bekannt. Das Spiel geht von neuem los. Ich ärgere mich nicht (mehr), sondern lasse die Spam von einem Rechenknecht
Aussortieren
Zum Aussortieren nutze ich SpamAssassin. Die Mails werden auf dem Server geprüft und entsprechend markiert. Die KMail sortiert die Mails dann in die entsprechenden Ordner. Unter Window ´gibt es sicher andere Programme. Thunderbird, ein wirklich guter Mail-Client, der unter Linux, Mac und Windows läuft, bringt eine Junk-Mail Erkennung mit. Wie gut die ist, kann ich nicht sagen. Ich nutze Thunderbird nur sporadisch auf der WeTab.
SpamAssassin läuft nur unter Linux und ist nicht ganz einfach zu konfigurieren. Über den Bayes Filter und Auto-, Black- und Whitelist kann es recht einfach durch „lernen“ angepasst werden, aber mit den Filterregeln auf Basis regulärer Ausdrücke, muss man sich länger beschäftigen. Da kann manuelles Löschen für den Einzelnen einfacher sein. Eine nähere Erklärung führt hier zu weit ab vom Wege. Für Linux Freaks mit eigenem Server allerdings erste Wahl.
Newsletter
Es gibt zwei Gruppen von Newslettern: Freiwillige (bestellte) und unfreiwillige.
Zuerst die freiwilligen oder auch bewusst bestellten Newsletter. Jeder kleine Laden (online oder offline) hat heute seine Kundenkarte. Mit der Karte ist auch eine regelmäßige Ansprache per Post oder E-Mail verbunden. Wollen Sie diesen freiwilligen Newsletter nicht mehr, hilft in der Regel der „Unsubscribe“ Button / Link. Mit Online-Shops habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht. In der Mail wird nicht versucht, die Herkunft zu tarnen. Klare, aber saubere Werbung. Der Spam-Filter lässt sie in der Regel oder nach einer Lernphase durch. Und abgemeldet ist abgemeldet. Wer viel Online Schnäppchen kauft ist schnell überall König – zumindest Kunde.
Nun zu den nicht ganz so freiwilligen.
Unister (Holding) GmbH
Hier nervte mich allen voran die Unister (Holding) GmbH und GELD.de GmbH[ref]Beide Firmen in Barfußgässchen 11, 04109 Leipzig ein Schelm, wer da Zusammenhänge sieht. Nur, die Domain Geld.de ist auf die Unister GmbH gemeldet.[/ref][ref]Häufiger Absender sind „Sophie Heinemann von GELD.de“ <sophie.heinemann@news.geld.de> oder „Aktienchancen.de – Sondernewsletter“ <sondernewsletter@newsletter.aktienchancen.de> Die Spam-Bots werden diese Mailadressen hoffentlich finden.[/ref] Anfangs funktionierte das Austragen überhaupt nicht. (Ja, ich habe es vor Jahren versucht, schließlich ist es eine deutsche Firma an deutsches Recht gebunden.) Jetzt hat er keine Auswirkung. Die Adressdatenbank der Firma ist so grotten schlecht, dass sie mir an mehrere Adressen Mails schicken. Da sie eine ordentliche Mail verschicken, ist die Erkennung als Spam für den Filter trivial. Trefferquote: 100%. Fehlerquote: 0%. Woher dies Adressen stammen? Preisausschreiben vermute ich. Und sobald ich wieder an der falschen Stelle ein Kreuz mache, sind sie wieder im Boot. Die vielen Postkarten mit den Zustimmungen zur Weitergabe der Daten holt man nicht mehr ein.
Ich weiß nicht wer deren langweilige Newsletter liest, aber es muss sich lohnen.
adresspark.de UG
Auch die Aktivitäten von adressspark.de UG möchte ich in die Gruppe „unfreiwillig“ einordnen.
Eine Millionen Mails pro Monat kosten bei diesem Adresshändler 200 €[ref]Ich überlege mir, ob ich auf diese Weise den Bekanntheitsgrad meines Blocks erhöhen sollte[/ref]. Sie beschreiben auf adresspark.de[ref]Ich möchte – wg. Google – keinen Link auf die Seite setzen, deshalb: kopieren und in neuem Fenster in die Adresszeile einfügen.[/ref] ihr Geschäftsmodell sehr genau: Adresshandel, Marketing und Kontaktvermittlung (Lead-Management auf neudeutsch). Außerdem unterstützen sie die Zusammenarbeit der Adresshändler. leadpark ist, wenn ich es richtig sehe, auch eine Handelsbörse für Adressen. Möglich, dass sie Kontaktvermittler mit verdienen, wenn eine neue Versicherung abgeschlossen wird. Klinken putzen, ist gestern. Moderne Kontaktvermittlung erfolgt nicht an der Haustür, sondern an der Homepage. Kunden sind der Demo nach zu Urteilen in erster Linie Versicherungsmakler. Wenn Sie als Versicherungsmakler eine Millionen Kunden in ihrem Großraum erreichen, dann sind 200€ recht wenig. Mit Flyern aus Hardware geht es nicht zu diesem Preis.
Die Adressen werden über Gewinnspiele, Preisausschreiben (Online[ref]Schauen Sie bei www.gewinnspiele.com vorbei[/ref] oder Postkarte) gesammelt. Diese werden ganz offen mit diesem Ziel veranstaltet und Sponsoren dafür geworben. Die Firmen helfen bei der Organisation oder bringen Sponsoren und Co-Sponsoren zusammen. Wenn diese Preisausschreiben – scheinbar – von renommierten Konzernen – wer außer Mercedes sollte einen Mercedes verlosen? – stammen, ist es nicht ihr Ziel, den Kunden zu beglücken und Profite zu senken, sondern Adressen zu sammeln. Der Wert der Adressen sollte am Ende über dem Wert der Preise liegen. Jeder kann drei iPads oder einen Mercedes kaufen und sie als Sponsor in einem „Glücksspiel/Preisausschreiben“ verlosen. Außerdem sind da noch die Co-Sponsoren, die auch ein Recht an den Adressen haben. Wer hat was gegen einen neuen Prospekt von Mercedes, Audi und Co? So schlimm kann es doch nicht sein. Ich gebe zu, auch ich kreuze die Kästchen manchmal an. Warum? Vielleicht hab ich ja mal wieder Glück[ref]Ja, ich habe schon mal etwas gewonnen: Ein Tamron Objektiv (~150€), dass ich sogar sehr gerne an der D 80 nutze und für einen Test eines Cullmann-Stativ gab es das Stativ mit Kugelkopf für 125€. Ausnahmen bestätigen die Regel.[/ref] Und es wäre schade, wenn die Preisausschreiben nicht mehr stattfinden. Die Werbung landet bei mir so oder so ungelesen um Papierkorb. Egal, ob Snail-Mail vom Postboten oder E-Mail von Postfix[ref]Postfix ist ein Programm für smtp-Server[/ref].
Zwei Kästchen für den Ankreuztest! Was steht bei den Gewinnspielen neben den kleinen Kästchen zum Ankreuzen in schwer lesbarem hellgrau? Hier nochmal zur besseren Lesbarkeit als Text:
Ja, ich bestätige, dass ich mindestens 18 Jahre alt bin und gebe dem Veranstalter und den Sponsoren mein ausdrückliches Einverständnis, dass diese Daten für Post, E-Mail, SMS und Telemarketing verwendet werden dürfen. Dieses kann ich jederzeit widerrufen. Eine Teilnahme an dem Gewinnspiel ohne gleichzeitige Einwilligung in den Erhalt von Werbung per E-Mail oder telefonisch ist ausschließlich mittels Postkarte möglich.
und
Ja, ich möchte an der Verlosung teilnehmen und stimme den Datenschutz- und den Teilnahmebedingungen zu.
Kostenlose Online Teilnahme nur bei Werbung. Sonst Teilnahme nur per Post. 55Ct statt kostenlos? Da ist das Kreuz schnell gesetzt. Gewinn? Vielleicht. Werbung? Garantiert. Und ohne echte Mailadresse auch keine Gewinnbenachrichtigung.
Telefonumfragen
Bei näherer Betrachtung sind mir Telefonumfragen suspekt. Natürlich verstehe ich, dass Konzerne etwas über ihre Bekanntheit wissen wollen. Für eine effiziente, gezielte Kundenansprache sind nicht Statistiken sondern gute Einzeldaten wichtig. Ist eine Umfrage wirklich anonym? Der Frager kennt schon ihre Telefonnummer. Sie nennen ihren Namen und beantworten sehr allgemeine, unverfängliche Fragen. Welche Musical kennen Sie? Aladin? Cats? König der Löwen? Pretty Woman? (Ist das ein Musical?) Dirty Dancing? Kennen Sie die Firmen? Stella? Disney? Am Schluss noch ein paar allgemeine Fragen: Anzahl der Personen im Haushalt? Unter, über 18? Arbeitslos? Ungefäres Gehalt? Wissen Sie, ob er nicht nur seine Datenbank aufbessert.Schauen Sie sich die Demo der Lead-Management Software bei lead-park.com (gehört zu adressspark.de) an[ref]Siehe „Neue oder alte Spam“ vom 11. Februar 2012[/ref] Es gibt zahlreiche Videos über die Software bei Youtube. Einfach nach leadpark suchen.
Genug für heute. Ich ergänze jetzt meine SpamAssassin Regeln um Filter für Adresspark und Co und werde noch einige False-Positive korrigieren. Dazu später mehr.
Wer Tippfehler findet, darf sie behalten.
[vgwort line=“9″ server=“vg08″ openid=“4eb29bd89b8b4a758baedd3370eace1b“]
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